Bergbau in Sulzbach-Rosenberg

Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
									
								Wohlwollen der Obrigkeit gegenüber dem Bergbau
Der größte Förderer des 						Bergbaus und des Handels in Sulzbach war Kaiser Karl IV. Im Jahre 1359 erhielt 						die Stadt die Erlaubnis im ganzen Sulzbacher Gebiet Bergwerke zu errichten; sie 						wurden von allem Zoll in Böhmen befreit und waren mit Zollfreiheit in den Städten 						Prag, Breslau, Kuttenberg, Frankfurt/M und Nürnberg ausgestattet. Eine wichtige 						Urkunde ist die von  Kaiser Karl IV. von 						1373, in der es heißt, dass die Sulzbacher überall im Lande, das zu Sulzbach 						gehört, Bergwerke betreiben können gegen eine Entschädigung des 						Grundeigentümers „nach Schätzung treuer, würdiger, frommer(ehrlicher) Leute“. 						Georg Agricola verteidigte gegenüber denen, die vom Berg-und Hüttenwesen 						schändlich reden, den Bergbau als ehrliches Gewerbe: „ Sicherlich kann, da es 						eines der zehn größten und besten Dinge ist, viel Geld auf gute Weise zu 						bekommen, dies ein eifriger und fleißiger Mensch auf keine andere Weise 						leichter erreichen, als durch den Bergbau.“ 
Karl IV., verschaffte 						dem  Sulzbacher Erz zollfreie 						Absatzgebiete bis nach Böhmen und wandte sich entschieden gegen den Anspruch 						der Amberger, die den „Falzberg“ für sich beanspruchten. Der Versuch der 						Amberger, den Sulzbachern die Vils als Transportweg zu versperren, ist Ausdruck 						dieses Konflikts. Auch im Wechsel der Herrscher über Sulzbach wurden alte 						Abbaurechte und Zollfreiheiten erneut bestätigt.1432 erhielt  jeder Stadtbürger das Recht in der Herrschaft 						Sulzbach nach Erz zu graben. 
Der Bergmannsberuf an der Spitze der Lohnskala
Mit den von den Landesherren 						den Bergleuten gewährten Privilegien entstand im Mittelalter ein freier 						Bergmannsberuf; die Bergleute genossen Freizügigkeit, bei „freiem Geleit“ und 						Niederlassungsfreiheit mit ihren Familien, damit die Landesherren für neu 						entdeckte Lagerstätten auch genügende Fachleute zur Verfügung hatten. Gemessen 						an den Verdiensten der Handwerker stand der Bergmann an der Spitze der 						Lohnskala; 1537 wurde ein Jahresverdienst von 25 Gulden notiert. Eine sparsam 						lebende Familie kam mit 15 Gulden im Jahr aus und für 250 Gulden konnte man ein 						Steinhaus kaufen.   
Mit der Urkunde vom 						18.06.1460 genehmigte Papst Pius II. 						auf Bitten der Stadt Sulzbach, Diözese Regensburg, die kontinuierliche 						Arbeitsweise, „in besonderer Gnade, dass 						sie (die Bergleute)zur Aufrechterhaltung des besagten Bergwerks an den genannten 						Tagen(Feiertagen) daselbst arbeiten, die Wasser herausleiten und wegpumpen und 						andere notwendigen Arbeiten verrichten dürfen und dass diesen erwähnten 						Arbeitern in den erwähnten Gruben, falls etwa welche das Leben einbüßen 						sollten, das kirchliche Begräbnis nicht verweigert werde, vorausgesetzt, dass 						sie nicht im Bann (Exkommunikation) sind oder sonst sich öffentlich und 						offenkundig als Widersacher der Kirche und ihrer Verordnungen erweisen.“ 
Herzog Albrecht IV verkaufte 1475 und 1478 seinen Erzzehnt auf einige Vorkommen an 						Sulzbacher Bürger. Der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) vernichtete den 						Erzbergbau und die Eisengewinnung  
in der Oberpfalz fast 						vollständig. Neben den direkten Einwirkungen des Krieges und  den Bevölkerungsverlusten trug dazu- wie 						schon erwähnt-, auch die Ausweisung der Protestanten bei, unter denen sich 						Hammerherren und Fachleute des Berg- und Hüttenwesens befanden. 
Die Erneuerung der 						Hammereinigung scheiterte 1655 am Widerstand des Herzogs von Sulzbach, da der 						bayerische Kurfürst seinen neuen Hochofen bei Fichtelberg nicht einbringen 						wollte. Trotz der totalen Verarmung der Region brachten die Landesfürsten den 						Bergbau und die Eisenhütten wieder in Gang und es entstand der erste Hochofen 						zu Königsbrunn, der 1717 wegen besserer Rohstoffbedingungen nach Weiherhammer 						verlegt wurde. Trotz allem, der Oberpfälzer Bergbau und das Hüttenwesen konnte 						sich auch wegen veralteter technischer Verfahren kaum erholen. Von England 						ausgehend bahnte sich eine Umwälzung der Eisenhüttentechnik an, durch die 						Erfindung der Dampfmaschine, die Verwendung des Kokshochofens und das Walzen 						von schmiedbarem Eisen. Mit der ersten Eisenbahn Nürnberg-Fürth (1835)und damit 						verbundenen Absatzerwartungen an Eisenbahnbedarf, keimte noch mal Hoffnung auf 						in der Oberpfalz, die seit 1806 im Königreich Bayern aufgegangen war.        
Minderung der Feyertage 
Schon mit den Bergordnungen 						vor der Reformation versuchte man gegen die vielen Feiertage vorzugehen, 						besonders auch gegen den „ blauen Montag“. Wer die erste Schicht nach einem 						Feiertag versäumte, durfte die ganze Woche nicht in den Berg einfahren. 
Mit dem 1783 erlassenen „Edikt wegen Abstellung einiger Missbräuche 						besonders des sogenannten Blauen Montags bey den Handwerkern“ hat der 						Preußen-König Friedrich dem Einhalt geboten.   						
Dass die von der Obrigkeit 						eingeräumten Feiertage offenbar missbraucht wurden, rief den Zorn von Karl 						Theodor zu Sulzbach hervor und führte am 14.01.1785 zu einem Dekret: „Wir Karl Theodor, ob wir gleich aus sehr 						erheblichen Ursachen gehofft haben, dass sich sämtliche unserer Unterthanen die 						vom päbstlichen Stuhl selbst verfügte Abstellung der gar zu übermäßigen 						Feyertage zu Nutzen zu machen, schien nach der geführt heilsamster Absicht an 						eben denselben der Arbeit obliegen würden, so hat uns aber bisher eine 						vieljährige Erfahrung des Gegenteils überzeugt, indem sich einige Inwohner der 						diesseitigen Kurlande aus Mangel einer ächten Kenntnis ihrer Pflichten und aus 						einem Scheineifer, die abgewürdigten Feyertage noch immer halten zu müssen.
 Andere hingegen 						nicht aus Andacht oder Frömmigkeit, sondern bloß aus einem alten Hang zum 						Müßiggang und gewöhnliche Ausschweifungen noch fortfahren, dieselben nicht nur 						selbst feyerlich zu begehen, sondern sogar andere Personen von der Arbeit teils 						mit Schimpfworten und Bedrohungen abzuhalten…“
Es folgt dann eine Aufzählung 						der indizierten Feiertage: 24.02 Mathias, Osterdienstag, 24.04. Georgius, 						15.Philipus und Jakobus, Pfingstdienstag, 22.06. Maria Magdalena, 02.07.Maria 						Heimsuchung, 25.07.Jakobus; 10.08.Laurentius, 24.08.Bartholomeus, 21.09. 						Mathias, 29.09. Michael Erzengel, 28.10.Simon et Jude, 11.11.Martinus, 						21.11.Maria Opferung, 30.11 Andreas, 06.12.Nicolaus, 21.12.Thomas, 27.12. 						Johann Evang., 28.12.Unschuldige Kinder.  						
Ob sich die Untertanen dem unterworfen 						haben, ist nicht näher belegt. 
Als Folge des großen 						Holzschlags machte der Freiherr von Bettschart 1786 den Vorschlag zur Schonung 						des Holzes Steinkohlen für „Kalch und Ziegeloffen“ zu gebrauchen, so berichtet 						die Sulzbacher Stadtchronik. 
Offensichtlich wurde das 						Thema Nachhaltigkeit immer wieder aufgegriffen, als man z.B. sämtlichen Jägern 						befahl, wegen dem Rückgang der Eichenkulturen für die Anpflanzung  von Eichen und Buchen mehr Sorge zu tragen. 						Ob da auf frühere Ideen zurückgegriffen wurde, ist nicht belegt. Der als 						Erfinder der Nachhaltigkeit geltende Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz 						(1645- 1714), aus dem sächsischen Freiberg, schloß nach einer gründlichen 						Inventur der Wälder “ Sylviacultura oeconomica“ und einer umfassenden Reorganisation 						des Forstwesens sein Reformprojekt 1669 mit einer grande ordonance ab, mit der 						Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung des Hochwalds vorgesehen waren. 						Er profitierte von den Erfahrungen Ludwig XIV in Frankreich, bei dem wie er 						vermerkt „das „ganze Summarium“ des eigenen Vorhabens zu finden sei. Die 						Nachhaltigkeitsidee, wo sie herangezogen wird, ist Ausfluss einer 						Krisensituation, so wie sie um 1700 im sächsischen Silberbergbau gegeben war. 						Dieser war das ökonomische Rückgrat Sachsens. 
Das Schmelzen von Silber 						verschlang ganze Wälder und es drohte Holzmangel. Die Nachhaltigkeit ist nicht 						nur als billige Redewendung von Managern für betriebswirtschaftlichen Erfolg 						gebräuchlich geworden, sondern als ökonomisch-ökologischer Schlüsselbegriff 						unseres Jahrhunderts. Nachhaltigkeit darf nicht zum Plastikwort verkommen, 						sondern muss Leitidee bleiben wie es im Brundtland-Bericht definiert wurde, als Gebot, die Bedürfnisse in der Gegenwart 						nur in einer Weise zu befriedigen, wie es auch künftigen Generationen möglich sein soll.  
Die Sulzbacher Chronik 						Nr.6210 enthält eine bemerkenswerte Protokollnotiz von 1801 über das Brennholz 						für Bergleute, die bis jetzt in Siebeneichen arbeiteten und dann nach 						Etzmannsdorf versetzt wurden. Wohl auf Geheiß des Bergschreibers sollten sie 						ihr Brennholz nun in den Königsteiner  						Waldungen holen. In ihrem Gesuch an die Stadt Sulzbach stellen sie fest: 						„Wir sind größtenteils arme Bergleute ,welche den ganzen Tag schwer 						arbeiten und vom täglichen Lohn leben müssen, es bleibt uns also auch keine 						Zeit übrig, dieses Holz mit Schubkärren herbeiführen zu können“. Und sie 						bitten, ihnen dies in den benachbarten, näheren Revieren Eichelberg oder 						Wagensaß angedeihen zu lassen.
Bekenntnis eines Schichtmeisters zum Bergwerksstand
Im Mai 1838 verpflichtete das 						königliche Bergamt Amberg gemäß Urkunde den Bürger und Gürtlermeister Johann 						Carl Leibig als Schichtmeister  bei der 						Eisensteinzeche Skt. Anna zu Sulzbach, Etzmannsberg und Eichelberg. Den in der 						Bergordnung von 1784 vorgeschriebenen Schichtmeister-Eid hat Leibig wie folgt 						abgelegt und eigenhändig geschrieben : 
„Ich Schichtmeister Karl Leibig, gelobe und schwöre, 						dass ich dem Allerdurchlauchtigsten König und Herrn Ludwig Karl August  von Bayern, meinem allergnädigsten Herrn treu 						und gewärtig sein will, seiner kgl. Majestät und des gemeinen 						Bergwerks-Standes  getreu fördern, 						Schaden warnen und abwenden, und meinem Amte das mir anbefohlen ist, und 						sonderbar auch auf meinem Gewerken getreu verfolgen; auch auf alles, womit ich 						ihren Nutzen fördern und vermehren mag, auf`´s höchste befleiße; nichts tun und 						nichts verhängen, was den Gewerken zum Schaden und Nachtheile gereicht; auch 						keine falschen Namen in die Rechnungen bringen, und mich allenthalben der 						Bergordnung gemäß unverbrüchlich halten; wenn ich selbe übergangen finde , an 						den gehörigen Orten warnen und ansagen, keinen Genuss oder Nutzen, der mir 						nicht zugelassen und verordnet ist;
 in allem 						genannten, gegen welches mich auch keine Gabe, Genuss, Freundschaft oder 						Feindschaft bewegen soll; sondern ich will dieser alles nach meinem besten 						Vermögen halten, getreu und ohne Gefährde, so wahr mir Gott helfe, und sein 						Heiliges Evangelium.“         
Der 1848 zwischen Jakob 						Eigner, Hammer- und Mühlbesitzer und 						Gottfried Eigner, vor dem Gutsherrn - Patrimonial - Gericht in Fronberg bei 						Schwandorf geschlossene Kaufvertrag, steht beispielhaft für 						Verkaufstransaktionen zu dieser Zeit. Die genannten Objekte erwecken den 						Eindruck, als seien landwirtschaftliche Gebäude und Flächen veräußert worden; 						tatsächlich ging es um Schmelzöfen und Eisenhämmer. Auf dem im Kaufvertrag 						erwähnten Gelände soll schon vor 400 Jahren ein Hammerwerk und eine 						Waffenschmiede bestanden haben. 
Zu Beginn des 19.Jahrhunderts 						wurde zunächst ein Hochofenwerk, ein kleine Eisengießerei und ein 						Feineisenwalzwerk errichtet, zum Zeitpunkt des Besitzübergangs stillgelegt und 						durch einen Kupolofen ersetzt. Der Betrieb florierte unter Gottfried Eigner bis 						zu dessen Tod im Jahre 1887. 
Das Werk, dazu eine 50 						Tagwerk große Landwirtschaft und eine Villa, wurden dann von der Maxhütte 						aufgekauft; die Landwirtschaft und die Villa erwarb der aus Norddeutschland 						zugezogene Landwirt Kebbel. Das Feineisenwalzwerk wurde in 1895 stillgelegt. 						Die 1896 auf dem Werksgelände angesiedelte Achsenfabrik, musste wegen 						Absatzschwierigkeiten 1929 aufgegeben werden. Durch technische Innovationen 						erbrachte die Eisengießerei dann respektable Produktionsergebnisse; Fronberg 						gehörte ab 1934 zur Maxhütte Zwickau und mit weiterer Verbesserung der 						Gießtechnik erreichte man eine monatliche Kapazität von 300 to.  
Im Juni 1869 erschienen vor 						dem Notar in Bayreuth der königliche Advocat und Hofrath
von Kerstorf aus Augsburg, 						der Rentier Olivier Goffard und der Bergbau Consulent Friedrich 
Graeser, um die Bewilligung 						zur Berichtigung des Besitztitels protokollieren zu lassen. 
Die Genannten besaßen zu 						diesem Zeitpunkt gemeinschaftlich folgende Eisensteinzechen: “Valentin“ bei Muckenreuth mit einem 						Grubenfelde von einer Fundgrube und sechzig  						Maasen, “Maximilian“ bei 						Leutzenhof mit einem Grubenfeld von einer Fundgrube und siebzig Maasen, die 						konsolidierte 
Grube“ Friedrich“ bei Sassenreuth mit einem Grubenfeld von einer 						Fundgrube und einhundertachtzig Maasen, die konsolidierte Grube“Leonie“ bei Auerbach mit einem 						Grubenfeld von einer Fundgrube und dreihundertfünfzehn Maasen. 
Nach dem bereits bei der 						Muthung 1857 (sh.auch Bergbau der Maxhütte) festgestellten Zustand war der 						wirkliche Besitzstand so: von Kerstorf, Besitzer der Hälfte; Goffard Besitzer 						von zwei Sechsteln und Graeser Besitzer von einem Sechstel. Um dem im Juli 1869 						eingeführten Berggesetz zu entsprechen, vereinbarten die Beteiligten den 						Besitzstand im vorgenannten Verhältnis formell zu vollziehen. Gleichzeitig 						kamen sie überein, dass von Kerstorf fünfzig Kuxe, Olivier Goffard dreißig und 						Graeser siebzehn Kuxe erhalten. 
 						 						Nach der notariellen Genehmigungserklärung haben im August 1872 die 						Herren von Kerstorf und Graeser verschiedene Bergwerksobjekte  an die Firma Klett & Co, Nürnberg für 						zwanzigtausend Gulden verkauft.               								
© Manfred Leiss